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Interviews & Kommentare

Podiumsdiskussion zum Thema Software as a Service im ERP-Bereich

Kostengünstige Flexibilität bringt den Unterschied

Über das Betriebsmodell allein wird sich die Entscheidung für ein ERP-System nicht begründen lassen – wichtig ist in erster Linie die Abdeckung der funktionalen Anforderungen. Darin waren sich die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion zum Einsatz von Software as a Service (SaaS) im ERP-Bereich einig. Erst wenn die Anwender die Vorteile von SaaS erkennen, wir sich dieser Ansatz einer höheren Akzeptanz erfreuen.

Hohe Wachstumsraten aber ein niedriges Startniveau – so kennzeichnen Marktforscher wie Experton das Segment „Software as a Service“ (SaaS) in Deutschland. Für den gesamten deutschen SaaS-Markt sieht Experton für 2010 einen Umsatz in Höhe von 570 Millionen Euro – Ralf Gärtner, Vorstand bei Softm/Comarch wäre froh, wenn sich im ERP-Umfeld die Erwartungshaltung von 100 Millionen Euro realisiert. Dabei gehen die Analysten von einem jährlichen Wachstum in Höhe von 30 Prozent aus. „Der Markt ist definitiv zu spüren“, kommentiert Gärtner, bei Comarch gebe es einige Kunden, die danach verlangen.
Ein Grund für die derzeit noch niedrige ERP-SaaS-Basis sieht Professor Norbert Gronau in der Argumentationskette bei der Systemauswahl: „Es geht in erster Linie um die Frage, ob die Lösung zum Unternehmen passt, sprich ob sich alle Anforderungen auch abdecken lassen.“ Erst wenn diese Frage geklärt ist, so der Professor, könne man mit Argumenten aufwarten wie Technologie, Architektur, Kosten/Nutzen, Produktivität oder Betriebsmodell. Zu dieser Einschätzung kommt er anhand vieler Projekte, die das Center for Enterprise Research (CER) ausgewertet hat.
„Es ist nicht zielführend, nur die Technik kommunizieren zu wollen. Kunden springen darauf nicht in erster Linie an, denn ein System wird zehn bis 15 Jahre im Einsatz sein“, verrät Gronau. Wichtiger sei dagegen Flexibilität und die müsse kostengünstig zu realisieren sein. „Und dabei kann eine serviceorientierte Architektur Verbesserungen bringen“ – so seine Einschätzung.


Andree Stachowski, Geschäftsleitung Vertrieb
All for One Midmarket AG:
Nicht zuletzt aufgrund der
Weiterentwicklung des SaaS-
Angebots „Business by
Design“ von SAP sieht
Stachowski viel Potenzial für
SaaS im ERP-Bereich.

Für Andree Stachowski, Geschäftsleitung Vertrieb beim SAP-Partner All for One Midmarket AG, reicht das Argument SaaS alleine nicht, das Produkt dazu macht den Unterschied: „Wir haben SaaS-Angebote seit vielen Jahren im Portfolio, etwa in Bereichen wie Electronic Data Interchange – das ist an sich etablierte Technik. Doch mit einer Produktgeneration wie sie SAPs Business by Design für ERP darstellt, greift man auf eine neuartige Technologie zurück.“ Vor allem die Konfiguration des Systems sei wesentlich einfacher als bei traditionellen Konzepten.

Die Trovarit AG hat eine Studie zum Einsatz von SaaS im ERP-Bereich Anfang 2010 publiziert. Karsten Sontow, Vorstand bei Trovarit, zitiert daraus: „Viele ERP-Anwender wissen nicht so recht, was unter SaaS zu verstehen ist. Zwei Drittel können damit nichts anfangen – daher müssen die Anbieter dieses Thema noch bekannter machen, denn es seien deutliche Unterschiede zwischen dem SaaS-Modell und dem Hosten von Applikationen – Outsourcing – zu verzeichnen. Prinzipiell lasse sich, so Sontow, SaaS in ERP ausbauen. „Es gibt klare Nutzenargumente, die für sich sprechen“, so seine Quintessenz. „Aber nicht für jedes Marktsegment erscheint SaaS – Stand heute – gleich gut geeignet. Unsere Studie lässt vermuten, dass Dienstleistungs-Unternehmen eher dafür aufgeschlossen sind, als beispielsweise der klassische mittelständische Maschinenbauer.“ Denn dort gehen die Anforderungen sehr tief, da sind die Lösungen mit entsprechender Funktionalität gefragt, da passe der SaaS-Anzug noch nicht so richtig.


Karsten Sontow,
Vorstand Trovarit AG:
„Die Hersteller müssen
die SaaS-Vorteile deutlicher
kommunizieren, viele
Anwender können mit dem
Begriff SaaS im ERP-Bereich
noch nichts anfangen“,
leitet Karsten Sontow aus
seiner Studie ab.

Sontow nennt aber auch einen anderen Aspekt: „Die Anwender verwenden bereits die zweite oder gar dritte Generation ihrer ERP-Lösung im Unternehmen. Dabei liegt vielfach schon eine Anwendung vor, die sehr stark individualisiert ist – sprich man tobt sich sozusagen in der eigenen Infrastruktur aus. Und eine derartige Konstellation müsste man beim Umstieg aus SaaS dann abgeben.“ Das falle vielen nicht leicht. Diese Barrieren bestehen und werden wohl erst über die Zeit verschwinden. Ein wichtiges Argument für den Einsatz von SaaS ist das Thema IT-Kosten. Hier zieht Sontow aus seiner Studie den Schluss: „Der IT-Mann steht hier in einem Spannungsfeld. Einerseits wertet er die Kostenthematik sehr hoch. Doch andererseits muss er die Faktoren Funktionalität und Prozessunterstützung berücksichtigen.“ Von der kaufmännischen Geschäftsführung her geht es klar um den Kostenblock – hier werde eine Flexibilisierung gewünscht.
Doch für Gärtner stellt das kein Argument für SaaS dar: „Prinzipiell ist das Thema Kosten auch mit dem Standardansatz machbar – alles ist nur eine Frage der geeigneten Lizenzierung.“ Weitere Optionen seien auch über entsprechende Finanzierungsangebote machbar. Zustimmung signalisiert der Softm-Vorstand dann aber bei der Priorität für die Systemauswahl: „Die Funktionalität muss stimmen, erst dann stellt sich die Frage nach dem Betriebsmodell“.
Funktionale Vorteile macht Stachowski allerdings bei einem Produkt wie Business by Design aus: „Es ist nach unseren Erfahrungswerte funktional weit voraus. Zudem investiert SAP sehr viel in dieses Produkt und erreicht so eine enorme funktionale Tiefe, wie sie die Anwender in unseren Zielmärkten fordern. Wir adressieren zurzeit eine Klientel, die wirklich den Mehrwert dieser Web-Applikation sieht. Dabei handelt es sich in erster Linie um Provider, Dienstleister und Handelsunternehmen. Doch wir sehen durchaus eine passende Zielgruppe im Maschinenbau, wenn die funktionalen Anforderungen entsprechend abgedeckt sind.“
Als großen Vorteil führt der Manager die Skalierbarkeit ins Feld: „Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise haben die Automobilzulieferer stark getroffen. Viele unserer Kunden aus diesem Segment haben massiv gelitten. Mit einem Konzept wie Business by Design hätten sie die Möglichkeit zu sagen: Wir steigen dieses Jahr mit der Größenordnung X ein und brauchen dann nächstes Jahr unter Umständen ein paar Arbeitsplätze mehr und wenn die nächste Krise kommt, können wir sogar wieder reduzieren. Das ist bei einem klassischen ERP-Ansatz nicht so gut machbar.“

Aus der Erfahrung von Professor Gronau beeinflusst auch die Unternehmenskultur die Entscheidung für oder gegen SaaS. „Viele Unternehmen stehen vor der Wahl, ihr ERP-System, das auch einen Teil des gesamten Wettbewerbsvorteils bietet, außer Haus zu geben. Da wird oft keine rationale Entscheidung getroffen, ob nicht ein professionell gehostetes externes Rechenzentrum eine viel höhere Verfügbarkeit bietet und dazu noch eine höhere Datensicherheit garantiert als ein eigenes Data Center.“ Zudem werde die Entscheidung oft auch noch von dem geprägt, was man so hört –Internet-Kriminalität, Viren und ähnlichem. Hoch irrationale Entscheidungsumfelder sind die Folge. „Einige Branchen benötigen eine sehr tiefe Integration der ERP-Lösung in ihre Abläufe, sie sehen einen enormen Wettbewerbsvorteil in diesem intellektuellen Kapital. Diese Unternehmen werden ihre Daten und Abläufe nicht nach außen geben. Doch die unternehmenseigene IT ist ja nicht per se verfügbarer oder sicherer als ein Hosting-Angebot.“ Oftmals betreiben einige ERP-Anwender im eigenen RZ mit einer Verfügbarkeit von nur 99 Prozent die Applikation – so die Erfahrung von Gronau. Dann kann man auf das System an drei Tagen im Jahr – und üblicherweise sind das Verkaufstage – nicht zugreifen. Da sind normale Rechenzentren weitaus besser. Hier lassen sich dann entsprechende Service Level Agreements (SLAs) vereinbaren.

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