KontaktAGBDatenschutzImpressumDruckversionSitemapHome
.
ANZEIGE

S@PPORT Online

.
.
.


Interviews & Kommentare

S@PPORT-Redakteur Uli Ries im Interview mit Jörg Petersen, Innobis AG, Thomas Rehm, Dekra SE und Michael Seehrich, Lynx Consulting Group

SAP-Spezialisten weiterhin hoch im Kurs –
auch als externe Experten


Eine der Fragen, die sich SAP-Experten selbst wohl am häufigsten stellen dürften, zielt auf die Entscheidung, ob man selbständig oder festangestellt arbeiten möchte. Die Antworten der drei von S@PPORT befragten Experten helfen hier leider nur mäßig weiter, da sie nicht eindeutig ausfallen: Michael Seehrich, Geschäftsführer der IT-Unternehmensberatung Lynx Consulting Group, beispielsweise sagt: „Als SAP-Beratungsunternehmen haben wir das Know-how vor Ort in den eigenen Reihen.“ Auch bei der Dekra verlässt man sich in erster Linie auf Inhouse-Spezialisten, wie Thomas Rehm, Leiter Zentrale IT-Systeme bei der Dekra bestätigt. Der Grund: Viele nationale und internationale SAP-Projekte sowie Weiterentwicklungsvorhaben liefen parallel und meist in engen Zeitvorgaben.

Herangezogen werden externe SAP-Spezialisten bei der Dekra beispielsweise dann, wenn neue SAP-Techniken zum Einsatz kommen sollen oder weitere Erfahrungsquellen angezapft werden müssen, um Best Practices in die Realität zu überführen. Dazu Thomas Rehm: „Die richtige Mischung zwischen eigener und externer Expertise ist also der Schlüssel für funktionierende und moderne Lösungen.“ Beim auf den Bankensektor spezialisierten Beratungsdienstleister Innobis AG kommen externe Fachleute immer dann zum Zug, wenn „spezielle Fragestellungen außerhalb des eigenen SAP-Banking Kompetenzumfeldes“ zu klären sind. Beispielsweise bei Sicherheitsfragen rund um die Implementierung eines SAP-Kundenportals, wie Jörg Petersen, Vorstand bei der Innobis, sagt.

Freie oder Konzerne?
Ein leicht uneinheitliches Bild ergibt sich auch auf die Frage, ob die Unternehmen lieber mit freien SAP-Beratern wie Einzelunternehmern beziehungsweise Kleinstunternehmen zusammen arbeiten. Bei Lynx komme „es darauf an“. Einerseits arbeite man gerne mit vertrauten Experten und SAP-Modulspezialisten zusammen. Andererseits gebe es auch Projekte oder Szenarien, in denen die enge Kooperation zu großen, international agierenden Beratungshäusern wichtig ist. Für Dekra-Mann Thomas Rehm spielt die Größe des Beratungshauses eine weniger wichtige Rolle. Im Vordergrund stehe „ die persönliche Qualifikation und die Fähigkeiten des einzelnen Beraters.“ Man entscheide primär anhand dieser Kriterien und habe auch meist langjährige Partnerschaften sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den externen Beratern. Unabhängig davon, welches Fachwissen im Hinblick auf SAP-Module jeweils gefragt ist, legen Unternehmen unter anderem wert auf sehr gute Kenntnissen in den Bereichen Architektur, Software -design und Entwicklung. Im Fall von internationalen und unternehmensübergreifenden SAP-Projekten sind Funktionen wie Process Integration, Master Data Management, MRS und CLM/CRM besonders interessant, wie Thomas Rehm sagt.

Großen Einfluss auf die gewünschte Qualifikation haben auch die sich kontinuierlich verschärfenden rechtlichen Anforderungen an Unternehmen. Dies verlangt insbesondere nach SAP-Kenntnissen rund um Financial Supply Chain, Governance, Risk & Compliance – hier aktuell das Thema der Gelangensbestätigung, die ab Oktober für den umsatzsteuerfreien Handel innerhalb der EU wichtig ist. „Wir haben auch erfahrene Berater für Logistics Execution & Warehouse an Bord geholt, da diese Expertise auch stark nachgefragt wird“, sagt Micheal Seehrich. Er sieht in diesem Zusammenhang noch einen anderen, stark wachsenden Trend: Der gesamte E-Commerce-Bereich im Kontext der mobilen Anwendungen werde seiner Meinung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Indiz hierfür seien die guten Quartalszahlen der Logistikdienstleister und die von Marktforschungsinstituten herausgegebenen Umsatzprognosen. Auch SAP stützt den Trend durch seine Übernahme eines der führenden E-Commerce-Software und Omnichannel-Lösungsanbieters hybris.

Nicht nur das Technikwissen zählt
S@PPORT wollte von drei Vertretern natürlich auch wissen, welche Ausbildungen, Zertifizierungen oder Weiterbildungen SAP-Berater idealerweise mitbringen sollten. Da sind zum einen natürlich die gängigen Zertifizierungen aus dem SAP-Umfeld wie Netweaver-Zertifizierung oder Kenntnisse in einzelnen Modulen sowie einschlägige Projekterfahrungen. Zum anderen zählen aber auch weiche Faktoren wie eine hohe Affinität zur Technik und soziale Kompetenz. Denn es gehöre zum Tagesgeschäft in der Beratung, gemeinsam mit den Kunden Anforderungen und Prozesse zu definieren, zu analysieren und nach einem gemeinsamen Verständnis zu implementieren. „Hier gilt es, sich auf verschiedenste Charaktere in den Kundenorganisationen einzustellen zu können und die Erwartungshaltung an den Berater zu erfüllen, der in diesem Fall ja Führungsverantwortung übernimmt“, sagt Lynx-Geschäftsführer Michael Seehrich.

Nach der grundlegenden Ausbildung durch Universitäten befragt, sehen die Fachleute Licht, aber auch Schatten: Bei Lynx habe man beispielsweise sehr gute Erfahrungen gemacht in jüngster Zeit. Innobis hingegen sieht größere Unterschiede bei Bacheloranten – und zwar in Abhängigkeit von der jeweils besuchten Hochschule. Zumeist sei die SAP-spezifische Ausbildung durch die Hochschule nur sehr rudimentär. Master-Absolventen hingegen „haben in der Regel die notwendige grundlegende Ausbildung“, sagt Innobis-Vorstand Petersen. Einig sind sich die drei Experten, dass an Universitäten nur der Grundstein gelegt werden kann – selbst wenn die Bewerber studienbegleitend bereits erste Erfahrungen in studentischen Unternehmensberatungen oder bei Anwenderunternehmen gemacht haben. Aber das Wandeln von Kenntnissen einer Hochschule hin zu spezifischem Fachwissen könne nur im Rahmen einer beruflichen Qualifikation gelingen, sagt Thomas Rehm. „Erst dadurch können firmen- und branchenspezifische Details erkannt werden. Die sind notwendig, um aus einer vorhandenen Standardlösung eine passende Kundenlösung zu entwickeln“, so der IT-Leiter der Dekra.

Auch für die IT-Berater bei Lynx ist der Einstieg in den Job essentiell: „Unsere Einsteiger werden hier von sehr erfahrenen Senior Consultants begleitet und bekommen zunächst weitere Grundlagen und Schulungen rund ums Projektmanagement, Präsentationstechniken oder zur Prozessanalyse vermittelt“, erklärt Seehrich. Letztendlich werde durch die langjährige Projekterfahrung in einem guten und spezialisierten Beraterteam die Qualifikation des Mitarbeiters kontinuierlich verfeinert. Typischerweise vergehen ab Berufseinstieg sechs bis zwölf Monate, bevor das
„Beratungsfähigkeit“ erreicht werden kann. Seniorität erlange ein Berater zumeist erst nach drei bis fünf Jahren intensiver Projektarbeit und Training-on-the-Job.

Weiterbildung? Aber natürlich
Zu den empfohlenen Weiterbildungen, denen sich SAP-Experten unterziehen sollten, gehören Themen wie Governance, Risc & Compliance, Financial Management, Logistic Execution und SAP e-Commerce. Auch Fachausbildung(en) im Branchenumfeld – bei Bedarf auch aktuelle Themen wie beispielsweise SEPA – Vorgehensmodellierung, oder Projektmanagement sind gerne gesehen. Als selbstverständlich gelten dürften stets aktuelle Kenntnisse entlang der SAP-Neuerungen wie HANA oder Mobile Anwendungen.

Thomas Rehm vom der Dekra stellt fest, dass Berater neben ihrem aktuellem Fachwissen auch wertvolle Best Practices ins Kundenunternehmen einbringen können. „Die Fähigkeit, aus mehreren Optionen den für das jeweilige Unternehmen richtigen Weg zu finden, ist essentiell“, so Rehm. Die Teilnahme an firmenübergreifenden Anwendergruppen und Arbeitskreisen liefere hierfür oft wichtige Impulse und sei somit eine wichtige Ergänzung zu klassischen Ausbildungsmaßnahmen.

Blick in die Zukunft
Auch wenn die Antworten auf die Frage variieren, welchem Teilbereich wie Entwicklung, Prozessberatung oder Projektmanagement die Fachleute die besten Zukunftschancen einräumen, so sind sie doch einig: Reine Codierungskompetenz wird immer weniger relevant. Vielmehr komme es künftig auf eine Kombination von Fach- und Prozesskenntnissen, Architektur- und Design-Know-how an. Auch rechtliche Themenstellungen sollen eine große Rolle spielen. „Es zeichnet sich ab, dass sich die Wirtschaftsräume ändern und damit auch regulative Anforderungen an die Unternehmen gerichtet werden“, sagt Michael Seehrich. Er sieht die in Diskussionen bereits allgegenwärtigen Cloud-Techniken künftig auch de facto in den Vordergrund rücken, da die Akzeptanz bei den Unternehmen kontinuierlich steige – womit sich auch SAP-Experten dem Thema Cloud nicht mehr länger entziehen können.
(ur) ... @

Weitere Beiträge rund um SAP & KARRIERE finden Sie in S@PPORT Ausgabe 9/2013 ab Seite 54

Zurück zur Übersicht Artikel drucken

Sie wollen diese Druckausgabe hier online bestellen? Hier gehts zum Heftarchiv…










Weitere Links

Die Themen und Inhalte in
der aktuellen Druckausgabe
finden Sie hier…

Die Vorschau auf die nächste
Druckausgabe von S@PPORT
finden Sie hier…

Die Mediadaten und Themen-
übersicht für S@PPORT
finden Sie hier…

© CMS artmedic