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Interviews & Kommentare

...Fortsetzung

Kostengünstige Flexibilität bringt den Unterschied

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Für Ralf Gärtner, Vorstand
Vertrieb Süden und Leiter
Produkthaus ERP bei
Comarch/ Softm., ist klar:
„Das Einsparungspotenzial
bei SaaS hängt mit dem
Grad der Standardisierung
zusammen – das ist der
entscheidende Faktor.“

Für Gärtner ist dies auch eine Frage der Kultur. Am Beispiel von China kann er mit Erfahrungen aufwarten: „Der Markt wächst da ganz anders, der Staat pusht das sehr stark. Doch die haben eine vollkommen andere Ausgangssituation. Sie stehen vor dem Einsatz ihrer ersten ERP-Generation, die starten auf der grünen Wiese. Da ist das Argument – ich investiere nicht mehr in IT-Infrastruktur, ich hole mir die Dienste aus der Steckdose – ganz anders ausgeprägt.“

Auch Stachowski plädiert für externe Rechenzentren: „Ein externes Rechenzentrum kann ganz andere Investitionen in die Sicherheit vorweisen, als das üblicherweise bei einem mittelständischen Unternehmen im eignen Betrieb machbar ist. Zertifikate zum Absichern der Verbindungen, ausgetüftelte Firewall-Konzepte – all das kann man selbst kaum so aufbauen, ohne massiven Zusatzaufwand.“ Aus den Ergebnissen der Trovarit-Studie leitet Sontow ab, dass der Aspekt Sicherheit in zwei Segmente zu zerlegen sei: „Die Untersuchung sagt – Ja die höhere Sicherheit spricht für SaaS aber die Datensicherheit spricht dagegen. Das eine geht um Verfügbarkeit von Infrastrukturen und Recovery-Maßnahmen. Da ist man der Meinung, jawohl, das können wir selber nicht so gut. Aber der andere Aspekt lautet: Wer bekommt Zugriff auf meine Daten? Das ist ja ein ganz anderer Blickwinkel. Wobei man schon sagen muss, eigentlich erscheint das nicht ganz einleuchtend: In Deutschland ist es seit Jahrzehnten Gang und Gäbe – vor allem im Mittelstand – dass ein Unternehmen alle kaufmännischen Daten an die Datev gibt. Das läuft heute auch in externen RZ. Darüber wundert man sich, warum dieser Aspekt heute in den Unternehmen immer noch so heiß diskutiert wird.“

Bei den Einsparpotenzialen durch den SaaS-Betrieb schieden sich die Geister. Dazu macht Gärtner eine einfache Gleichung auf: „Der Einsparungsgrad hängt mit dem Grad der Standardisierung zusammen – sie ist der entscheidende Faktor. Ist etwas zu fast 100 Prozent standarisiert, wirkt sich das gut für den Kunden aus. Im ERP-Bereich aber muss man die Software einrichten. Wenn System zehn Jahre und mehr laufen soll, muss man die Kosten auch auf diese Zeit rechnen und darf erst danach vergleichen.“ Seiner Meinung nach können die Vorteile von SaaS woanders zu Buche schlagen: „Etwa im Personalbereich, der Verfügbarkeit und dem Einhalten von gesetzlichen Vorgaben – Stichwort Compliance – sehe ich Einsparpotenziale.“


Professor Norbert Gronau,
Lehrstuhlinhaber an der
Universität Potsdam:
Für Professor Gronau geht es
in erster Linie um die Frage,
ob die ERP-Lösung auch alle
Anforderungen des Unter-
nehmens abdeckt. Erst
danach kommt die Frage
zum Betriebsmodell.

Professor Gronau geht sogar noch einen Schritt weiter: „Die Frage des wirtschaftlichen Potenzials, wenn ein Alt- durch ein Neusystem ersetzt wird, haben wir in vielen Berechnungen aus realen Projekten ermittelt. Wenn man nur alte IT mit neuer IT in einem neuen Betriebskonzept vergleicht, habe ich noch keinen Fall gesehen, wo ausreichende Einsparpotenziale herauskommen, um die Entscheidung für die eine oder andere Technologie zu fällen. Wenn man dagegen alte Prozesse und effizientere Prozesse, die erst mit einem neuen System machbar sind, vergleicht, wurden immer ausreichend betriebswirtschaftlich bewertbare Potenziale für den Umstieg erzielt. Aber die Regel SaaS ist billiger als ERP klassisch – das habe ich noch nicht gesehen.“

Aus der Sicht von Stachowski rechnet sich SaaS mit dem passenden Produkt schon: „Der Einsatz von Business by Design entlastet den Kunden. Er muss keine enorme Erstinvestition machen. Aber auch in den Bereichen Personalkosten für IT-Infrastruktur sind Vorteile zu verzeichnen.“ Aus den ersten Projekten mit Business by Design berichtet der Manager von All for One Midmarket: „Die kurze Einführungszeit spart viel Aufwand. Denn dieses Produkt hat eine spezielle Trainings-Software, allein das führt schon zu deutlich kürzeren Einführungszeiträumen.“

Für Gronau sind die kürzeren Einführungszeiten ein interessantes Argument. Das sei bei einigen Produkten gegeben, ausgefeilte Vorgehensmodelle oder sogar Konfiguratoren reduzieren hier den Aufwand. Doch zudem verweist der Professor noch auf die Unternehmensprozesse: „Nur wenn die Technik das mit unterstützt, heißt das noch lange nicht, dass die Mitarbeiter diese Optionen auch nutzen können. Denn der Wandel im Unternehmen vollzieht sich immer etwas langsamer als es die Technik es erlaubt.“ „SaaS reduziert die Einführungszeit nicht“, kontert Gärtner gar in der Diskussion. „Wer eine gute Methodik für die Einführung aufweist, für den spielt es keine Rolle, ob er seine ERP-Lösung als SaaS oder im traditionellen Szenario betreibt.“

Bei der Prognose für die nähere Zukunft sehen die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion nur evolutionäre Schritte: „Wir werden auf höheren Niveau stehen aber mit ähnlichen Problemen kämpfen. Erste Referenzprojekte werden offenbaren, wie sich die SaaS-Akzeptanz entwickelt. Optimistischer blickt Stachowski in die Zukunft: „Business by Design wird in einem Jahr ganz anders da stehen. SAP hat einige neue Technologien angekündigt, die Partner ganz andere Möglichkeiten eröffnen. Ein Software Development Kit ist angekündigt, das den Partnern erlauben, die letzten 20 Prozent für die Kunden herauszuholen.“

Für Professor Gronau wird es sich zeigen, ob weitere Services bereitgestellt oder zugelassen werden: „Wenn auch andere Services kombinierbar sind – etwa wenn eine Produktionsplanung von Semiramis ein Vertriebs-Forecast-Service von Business by Design ergänzt – dann wäre das interessant und ein großer Schritt nach vorne. Wenn aber jeder Hersteller sagt, ich lassen keinen in die Definition meiner Services reinschauen, dann hat sich gegenüber dem jetzigen Stand nur wenig geändert. Und wie wir es auch bei unserem Wettbewerb zu ERP-System des Jahres immer herausarbeiten: der Kundennutzen steht im Vordergrund. Und da können in bestimmten Segmenten auch alte 16-Bit-Lösungen auf Windows-Basis gute Ergebnisse liefern. (rh) @

Ralf Gärtner, Vorstand Vertrieb Süden und Leiter Produkthaus ERP bei Comarch/ Softm. Comarch hat Softm übernommen und betreibt mit Semiramis eine ERP-Lösung im Modell Software as a Service – unter anderem in Kooperation mit IBM.

Professor Norbert Gronau, Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government an der Uni. Potsdam sowie wissenschaftlicher Leiter des am Potsdamer Lehrstuhl angesiedelten Center for Enterprise Research (CER). Unter anderem kürt das CER alle Jahre in verschiedenen ERP-Segmenten das ERP-System des Jahres.

Karsten Sontow, Vorstand Trovarit AG. Mit der Online-Plattform IT-Matchmaker hilft Trovarit bei der Systemauswahl von Business Software. Zudem untersucht Trovarit im Zweijahres-Turnus den deutschen ERP-Bereich und die Zufriedenheit der Anwender. Aktuelle hat das Unternehmen eine Studie zum Thema SaaS im deutschen ERP-Umfeld publiziert

Andree Stachowski, Geschäftsleitung Vertrieb All for One Midmarket AG. Das Unternehmen hat sich am Markt als SAP-Partner etabliert und sich bereits erste Erfahrungen mit dem SaaS-Produkt von SAP, Business by Design, aus konkreten Projekten erarbeitet.


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